Zur Erinnerung an Peter Rehwald

Der Name Peter Rehwald ist in Rüdesheim und Umgebung vielen Menschen bekannt. Manche kannten ihn als Weihnachtsmarkt-Organisator, als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Wirtschafts- und Tourismusförderung, als Mitglied der Werbegemeinschaft rund um die Drosselgasse, als Mitglied des Aufsichtsrats der Rüdesheimer Tourist AG, als Stadtverordneter und Ausschussmitglied in der lokalen Politik, als Organisator weiterer Veranstaltungen wie Mittelalterfeste, Rhein in Flammen oder als Unterstützer vieler Veranstaltungen in Rüdesheim und als Familienmensch.

Am 24. Juni 2022 ist Peter Rehwald plötzlich und unerwartet verstorben. Er hinterlässt eine große Lücke, vor allem als Organisator des Rüdesheimer Weihnachtsmarkts der Nationen.

 

Ein echter Rüdesheimer mit Unternehmergeist und Visionen

Peter Rehwald wurde 1951 in Rüdesheim geboren und ist im Stadtteil Windeck aufgewachsen. Er besuchte die Volksschule Rüdesheim, ging auf die Handelsschule Geisenheim und machte seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. 1976 startete er in die Selbstständigkeit, bot Fotografien und Souvenirs an und eröffnete sein erstes Geschäft in der Drosselgasse, in dem er Aktionsware verkaufte. Dabei stand Peter Rehwald Neuem immer offen gegenüber, testete neue Produkte oder Techniken wie Gravuren in Holz, Leder und Glas. Mit seiner Idee, Porträtfotos direkt auf T-Shirts und andere Textilien zu drucken, war er einer der Ersten in ganz Deutschland. 

1989 eröffnete der Rüdesheimer sein zweites Geschäft in der Oberstraße, wo heute noch der Souvenirladen „Peter Rehwald Präsente“ zuhause ist. Erste Erfahrungen mit Großveranstaltungen sammelte er auf dem Münchner Oktoberfest, den Cannstatter Wasen, dem Bremer Freimarkt, dem Bad Dürkheimer Wurstmarkt und dem Kölner Weihnachtsmarkt. Dort verkaufte er kleine Give-Aways, Fotografien und bot Gravuren nach Kundenwunsch vor Ort an.

 

Peter Rehwald ist einer der Weihnachtsmarkt-Gründer 

Die Idee, einen Weihnachtsmarkt in Rüdesheim zu starten, entwickelte sich 1992. Gewerbetreibende aus der Drosselgasse entschlossen sich, einen Weihnachtsmarkt einzuführen, um die Touristensaison für die örtlichen Geschäfte zu verlängern. Peter Rehwald war einer von ihnen und sofort begeistert von der Idee. Die Gruppe einigte sich darauf, einen besonderen Weihnachtsmarkt zu planen. Stände aus verschiedenen Nationen sollten Spezialitäten und typische Geschenke anbieten – so entstand 1994 erstmals der „Weihnachtsmarkt der Nationen“.  Die erste Auflage war trotz schlechten Wetters direkt ein Erfolg. Dennoch verabschiedete sich ein Gründer nach dem anderen aus dem Organisationsteam, sodass Peter Rehwald 1999 allein dastand. Für den Macher war sofort klar, dass er den Weihnachtsmarkt auch allein weiterführen wollte. Die ersten Jahre waren nicht leicht, doch das änderte sich mit der Zeit. Peter Rehwald bewies, dass er Probleme lösen konnte, suchte immer das persönliche Gespräch zu allen Beteiligten und schaffte es, die Qualität des Weihnachtsmarkts stetig zu steigern. 

Im ersten Weihnachtsmarktjahr waren es noch 52 Hütten, mittlerweile sind es rund 100 Hütten. Ganz Rüdesheim ist in der Adventszeit aktiv, um am Weihnachtsmarkt mitzuwirken. Hoteliers, Restaurants, Händler, Schüler, Politiker und Rüdesheimer Bürger helfen mit, um den Besuchern ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren. Das alles ist der Verdienst von Peter Rehwald. Dank seinem Weitblick, Engagement und seinem Mut, Neues auszuprobieren, hat sich der Weihnachtsmarkt zu dem Event entwickelt, das es heute ist.

 

 

Keine Angst vor neuen Entwicklungen 

Der Rüdesheimer Weihnachtsmarkt ist das Lebenswerk von Peter Rehwald. Ohne ihn würde der Weihnachtsmarkt nicht in der gesamten Rüdesheimer Altstadt stattfinden. Es würden keine kilometerlangen Lichterketten verbaut und auch keine 500 Weihnachtsbäume aufgestellt werden, um die Altstadt zu erleuchten und zu schmücken. Weder das Christkind mit seinen Engeln, noch die 100 Quadratmeter große Krippe mit ihrer Landschaft und den lebensgroßen Figuren oder der Umzug in der Thomasnacht würden existieren. Kurz gesagt: Der Rüdesheimer Weihnachtsmarkt hätte nicht das Flair, für das ihn seine Besucher so lieben.

Von den Anfängen bis heute hat Peter Rehwald viele Entwicklungen vorangetrieben. Dabei hat er nicht nur im Hintergrund viele Strippen gezogen, sondern auch immer selbst mitgewirkt und angepackt, von der Dekoration, über die Beleuchtung bis zur täglichen Reinigung der Altstadt. 

Während andere Weihnachtsmärkte in der Größenordnung des Weihnachtsmarkts der Nationen meist von städtischen Gesellschaften betrieben werden, lag in Rüdesheim alles in der Hand von Peter Rehwald. 2020 wurde der Weihnachtsmarkt deutschlandweit neu ausgeschrieben. Peter Rehwald hatte einen großen Anteil daran, dass die Familie Rehwald den Zuschlag erhalten hat und den Weihnachtsmarkt für weitere 15 Jahre durchführen darf.

 

Ratgeber und Problemlöser

Ob im Hundeverein, bei der Wirtschafts- und Tourismusförderung oder als Organisator des Weihnachtsmarkts der Nationen, Peter Rehwald hat sich immer zu 100 Prozent für eine Sache engagiert. In der Kommunikation war er stets offen und ehrlich, was manchmal auch zu Diskussionen geführt hat. Dabei hat der Rüdesheimer nie das Ziel aus den Augen verloren und sich als ausdauernder Problemlöser einen Namen gemacht. Das ist auch bei vielen Ausstellern positiv aufgefallen. Sie schätzten seine professionelle und aufrichtige Art mit allen Ecken und Kanten. Bei Schwierigkeiten konnten sich die Aussteller immer auf ihn verlassen und wussten, dass sie bei Rückfragen einen Ansprechpartner hatten, der sich ihrer Bedürfnisse annimmt.

 

Aufgeben ist keine Option

Der familiäre Zusammenhalt der Rehwalds ist ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg des Weihnachtsmarkts. Peter Rehwald wurde immer von seiner Familie unterstützt. Seine drei Kinder Selina, Eric und Ruben halfen schon früh beim Weihnachtsmarkt mit. Die zwei Jungen verteilten als Nikoläuse verkleidet Geschenke an andere Kinder. Es folgten Auftritte beim Krippenspiel, als Engel Gabriel, Maria und Jungwinzer. Als Jugendliche übernahmen sie die Betreuung der Christkinder & Engelscher mit Ralf Biesold sowie die Betreuung der Veranstaltungstechnik für die Bühne. Mittlerweile gibt es auch schon zwei Enkelkinder (Oscar & Heidi). Die sind zwar noch klein, doch werden sicherlich schon bald als Teil der Familie Rehwald beim Weihnachtsmarkt mithelfen.

Es gab auch Rückschläge: 2007 ging es Peter Rehwald gesundheitlich sehr schlecht, er musste für ein Jahr ins Krankenhaus. Doch auch im Krankenbett hatte der Weihnachtsmarkt Priorität. Große Unterstützung erhielt er in dieser Zeit von seiner Frau Andrea, die die Organisation des Rüdesheimer Weihnachtsmarkts 2007 übernahm und dank vieler Mitstreiter und Unterstützer umsetzen konnte. 

Im August 2011 brannten fast alle Hütten des Weihnachtsmarkts nieder. Innerhalb von zweieinhalb Monaten musste für Ersatz gesorgt werden. Peter Rehwald baute einen Großteil der Hütten selbst und kaufte einige dazu. Eric brach ein Praktikum ab, um beim Hüttenbau mitzuhelfen und auch Ruben half in den Herbstferien mit, sodass der Weihnachtsmarkt wie gewohnt stattfinden konnte. 

In beiden Jahren stand der Weihnachtsmarkt in Rüdesheim fast vor dem Aus. Doch Rehwald und seine Familie machten das Unmögliche möglich. Sie standen die schwere Zeit gemeinsam durch, unterstützten sich gegenseitig und fanden so Lösungen, wo andere aufgegeben hätten.

 

Sohn Eric wird den Weihnachtsmarkt weiterführen

Sein Organisationstalent hat Peter Rehwald an seinen Sohn und Nachfolger Eric weitergegeben. Eric brachte sich schon während seines Studiums bei der Weihnachtsmarkt-Organisation mit ein. Der Vater nahm sich Zeit, um seinem Sohn die abwechslungsreichen Tätigkeiten zu zeigen. Er lernte ihn für jede einzelne Aufgabe an, vom Lichterketten aufhängen, über den Aufbau, Transport und die Einlagerung der Hütten sowie das Aufstellen der Weihnachtsbäume. 

Auch die übrigen Familienmitglieder sowie Schwiegereltern und Freunde engagieren sich für den Weihnachtsmarkt. Insbesondere die Lebenspartner unterstützen schon seit einigen Jahren beim Betrieb eigener Stände und bei der Organisation, beispielsweise dem Kinderprogramm. 

 

(v.l.n.r. Peter Rehwald, Ralf Biesold, Eric Rehwald)

 

Peter Rehwald hinterlässt eine große Lücke

Bis zu seinem Tod war Peter Rehwald der „Chef“ des Weihnachtsmarkts. Zwar hat Sohn Eric im Jahr 2017 bereits die Gesamtorganisation übernommen, doch Vater Peter war immer da, wenn er gebraucht wurde. Er hat seinem Sohn den Rücken freigehalten und die Verantwortung mitgetragen. Peter Rehwald war weiterhin in die Organisation involviert und bei vielen behördlichen Gesprächen dabei. Er hat den direkten Kontakt zu den Standbetreibern gesucht, sich am Auf- und Abbau beteiligt und um eine Vielzahl von Kleinigkeiten gekümmert. 

Peter Rehwald hinterlässt eine große Lücke bei allen, die ihm nahestanden. Fehlen werden gemeinsame Gespräche, Besprechungen, Ratschläge und sein riesiger Erfahrungsschatz. Was bleibt, ist Peter Rehwalds Lebenswerk: der Weihnachtsmarkt der Nationen in Rüdesheim am Rhein. Schon frühzeitig hat er sein Wissen und seine Erfahrung an seine Kinder weitergegeben. Für dieses Vertrauen ist ihm seine Familie sehr dankbar. Den Weihnachtsmarkt führen sie im Sinne ihres Vaters fort. Peter Rehwald würde wollen, dass es in Rüdesheim und für Rüdesheim weiterhin einen Weihnachtsmarkt gibt, der mit Herzblut veranstaltet wird, und zu dem die Einheimischen sowie Gäste aus nah und fern kommen, um eine schöne Vorweihnachtszeit mit ihren Liebsten zu verbringen.